Springer Verlag

Erfolgreich als Quereinsteiger (Cover: Springer Verlag)

Als Quereinsteiger im Consulting. Gibt’s nicht? Gibt’s doch! Zum Beispiel bei der internationalen Unternehmensberatung Accenture. Dazu wurde ich im Buch von Stefan Rippler, COMPUTERBILD-Chefredakteur interviewt. So kann der Quereinstieg im Consulting gelingen…

Erfolgreich als Quereinsteiger

Blick ins Buch…

Wie verlief Ihr Ausbildungsweg?

Im Zuge von Bachelor, Bologna und Co sind viele Studiengänge recht verschult geworden, so zumindest meine Wahrnehmung. Theologie war für mich da so etwas wie der letzte Hort für Generalisten. Das Studium ist vielseitig, vieles aus anderen Disziplinen wird dort abgedeckt: Sprachen, Geschichte, Psychologie, Philosophie und Ethik. Und so habe ich dann im Dezember 2011 an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg mein Diplom in Evangelischer Theologie gemacht. Dazu kam ein paralleles Masterstudium in Princeton, welches ich zeitgleich abgeschlossen habe.

Wie ging es dann beruflich weiter?

Bei einem informellen Recruiting-Event einer Strategieberatung während des Grundstudiums dachte ich zum ersten Mal über einen Einstieg in die Wirtschaft nach. Danach habe an der Universität Augsburg einen Onlinekurs gemacht, der „BWL für Geisteswissenschaftler“ heißt. Zurück aus meinem Auslandsstudium in den USA habe ich über das Karrierenetzwerk E-Fellows von einem weiteren Event gelesen, diesmal von Accenture. Ich habe mich angemeldet, in derselben Woche ein Auswahlgespräch geführt und eine Einladung zu der Veranstaltung erhalten. Es ging natürlich für das Unternehmen auch darum Studierende kennenzulernen und sich auszutauschen. Anschließend habe ich ein Jobangebot erhalten – ohne offizielle Bewerbung auf eine Stellenausschreibung!

Wie kann man sich Ihren Arbeitsalltag vorstellen?

Ich bin momentan in meinem zweiten Beraterjahr. Die Aufgaben sind vielseitig und lassen sich kaum in ein paar Worten zusammenfassen. Als Einsteiger habe ich schwerpunktmäßig das Projektmanagement unterstützt, angefangen vom Koordinieren und Kalkulieren bis hin zum Entwickeln von Präsentationen. Mittlerweile arbeite ich mehr in den Bereichen Kommunikation und Change Management auf Großprojekten.

Wie hilft Ihnen hierbei Ihr ursprüngliches Studium?

Vieles basiert auch in der Beratung auf Verständnis, Teamwork und der Bereitschaft, sich ständig in neue Themengebiete einzuarbeiten. Konkretes Fachwissen für den Job habe ich von meinen Professoren natürlich nicht erwartet. Ich habe aber gelernt, wie wissenschaftliches Arbeiten funktioniert, strukturiert und nachvollziehbar zu denken sowie Argumentationsketten für bestimmte Probleme zu entwickeln. Theologie hilft mir über diese Methoden hinaus, niemals den Blick für das Ganze zu verlieren.

In welcher Weise sind betriebswirtschaftliche Kompetenzen für Ihre Tätigkeit relevant?

Das meiste habe ich das „on the job“ gelernt, in Praktika vor und während des Studiums und jetzt eben bei Accenture. In der Beratung gibt es viele neue Begriffe, die man verstehen muss. Aber das war in der Theologie nicht anders. Diese Vokabeln kann man lernen, bei mir beispielsweise in dem bereits erwähnten Onlinekurs „BWL für Geisteswissenschaftler“. Wirklich beherrschen tut man die Sprache aber erst im täglichen Gebrauch.

Mal konkret gefragt: Auf welche Hard Skills und welche Soft Skills kommt es bei Ihrem Arbeitsalltag an?

Die wichtigste persönliche Voraussetzung? Eine gesunde Portion Neugier und den Mut, auf unterschiedlichste Menschen in ganz unterschiedlichen Situationen zuzugehen. In der Managementberatung ist ein akademischer Titel die Einstiegsvoraussetzung. Die meisten haben den bei uns ganz klassisch in BWL, einige haben aber auch Psychologie studiert. Und einer unserer Partner ist studierter Konzertpianist, aus Großbritannien kommend, wo die Kombination BWL und Geisteswissenschaften gar nicht so ungewöhnlich ist. In der Technologieberatung bei Accenture ist übrigens auch ein Einstieg als Fachinformatiker möglich.

Gibt es teilweise auch Vorurteile gegenüber Theologen im Consulting?

Klar, das sorgt für manches Schmunzeln beim ersten Gespräch. Je länger ich aber in der Beratung bin, desto weniger wird mir die Frage nach meinem Studienabschluss gestellt. Dem Kunden wie auch meinen Kollegen sind Talente viel wichtiger als der reine Titel, mit oder ohne Bestnote. Daher werde ich vielmehr gefragt: „Was kannst du? Was hast du bisher gemacht? Wie kannst du uns am besten unterstützen?“

Haben Sie gewisse berufliche Ziele, die Sie noch gerne verwirklichen würden?

Eine Management-Beratung für den Papst – das wäre ohne Zweifel noch ein Ziel von mir. Die Kirche hat vor allem im sozialen Bereich einen wichtigen Auftrag, finde ich. Dazu braucht es Spenden und Steuergelder. Zwar muss die Kirche nicht wie unsere Konzernkunden Profit erwirtschaften, aber dafür umso verantwortungsvoller mit den ihnen anvertrauen Geldern wirtschaften…

Key-Learnings für Quereinsteiger:

  • Bestimmte Kompetenzen sind auch auf andere berufliche Kontexte gut übertragbar
  • Andere Fähigkeiten können “on the job” erlernt werden
  • Neugier und Mut sind unerlässlich

Buch kaufen